Kurz zur Klärung: Das Kältemittel ist diejenige Substanz in der Wärmpepumpe, die Umweltwärme mit Hilfe eines  Kompressors von der Umwelt auf das Heizungswasser überträgt.

Theoretisch sollte das einmal beim Wärmepumpen-Hersteller abgefüllte Kältemittel über die gesamte Lebensdauer der Wärmerpumpe  in dieser verbleiben. Erst nach Außerdienststellung der Wärmepumpe sollte das Kältemittel abgesaugt  und fachgerecht entsorgt werden. Es sollte desalb nie in die Umwelt gelangen. soweit die Theorie.  In der Praxis kann es jedoch zu Leckagen kommen oder aber bei Reparaturen könnte  Kältemittel durch nicht fachgerechtes Vorgehen entweichen. Und genau das kann bei vielen Millionen Wärmepumpen zum Umweltproblem werden.

Ein gutes Kältemittel sollte deshalb vor allem

  • nicht brennbar und nicht giftig sein
  • ergiebig sein, damit möglichst wenig pro Wärmepumpe benötigt wird
  • die Erderwärmung möglichst nicht weiter vorantreiben
  • die Ozonschicht nicht schädigen
  • und letztendlich die Umweltwärme mit möglichst wenig Energieaufwand (Strom) ins Haus transportieren

Der unbedarfte Laie blendet diese Details häufig aus, doch dahinter verbirgt sich ein faustdickes Problem, denn wenn ein bestimmtes Kältemittel in einigen Jahren verboten wird, dann wird eine Reparatur der betroffenen Wärmepumpe zum Abenteuer. Im Extremfall könnte es sogar sein, dass Sie ihre Wärmepumpe verschrotten müssen, weil das benötigte Kältemittel am Markt nicht mehr verfügbar ist. Mit etwas Glück findet sich dann vielleicht aber doch ein Ersatz-Kältemittel, aber ob das dann wirklich genau die gleiche Energieeffizienz wie das Original-Kältemittel bringt, das darf bezweifelt werden.

Gut beraten ist also, wer schon vor dem  Kauf einer neuen Wärmepumpe darauf achtet, dass diese mit einem zukunftssicheren Kältemittel befüllt ist.

Leider ist jedoch der Wärmepumpen-Markt derzeit von einer starken Verunsicherung bei den Herstellern gekennzeichnet. Einerseits können diese bislang noch Wärmepumpen mit längst geächteten Kältemitteln problemlos verkaufen und anderseits könnte morgen schon verboten sein, was heute noch hoch gelobt wurde. Gerade bei Sole-Wärmepumpen ist deshalb eine ausgesprochene Innovations-Zurückhaltung zu beobachten.  Anhand meiner eigenen, privaten Wärmepumpen-Modernisierung will ich Ihnen zeigen, worum es dabei geht und was Sie daraus lernen können:

Im Sommer 2022 stellte ich - hauptsächlich motiviert von staatlicher Förderung - einen Förderantrag für meine neue Sole-Wärmepumpe, denn meine alte Wärmepumpe ist mittlererweile 16 Jahre alt. Damit ist sie den neuesten Wärmepumpen inzwischen technisch unterlegen und die Ersatzteilversorgung ist kritisch, weil der Hersteller vor vielen Jahren in einem Mitbewerber aufging. Außerdem arbeitet meine alte Wärmepumpe mit dem inzwischen EU-geächteten Kältemittel R407C.   

Die neue Sole-Wärmepumpe sollte deshalb mit einem modernen, umweltfreundlichen Kältemittel arbeiten, eine Vorlauftemperatur von mindestens 65°C ohne E-Heizstab liefern können und  vor allem über einen Inverter zur Leistungsregulierung verfügen, um meinen eigenen PV-Strom besser nutzen zu können. Es stellte sich aber heraus, dass für dieses Anforderungsprofil nur wenige Hersteller unterwegs waren. Notgedrungen entschied ich mich für eine Wärmepumpe des Herstellers Viessmann, konkret eine Vitocal 300-G BWC 301.C16 mit 7,5 kW Heizleistung. "Notgedrungen" deshalb, weil bei dieser Wärmepumpe immer noch das klimaschädliche und inzwischen  ebenfalls EU-geächtete Kältemittel R410A im Datenblatt genannt wird. Und so stellte ich beim BAFA mit einem leicht unguten Gefühl den entsprechenden Förderantrag.

Einige Monate danach stieß ich jedoch tatsächlich noch auf eine Sole-Wärmepumpe, die alle meine Anforderungen erfüllen würde: Eine WPE-i-08-HK Premium von Stiebel Eltron. Wärmepumpen dieser Bauart gibt es bei Redaktionsschluss abgestuft bis zu einer maximalen Heizleistung von 15 kW.  Insbesondere arbeiten diese Wärmepumpen mit dem relativ neuen, klimafreundlichen Kältemittel R454C und schaffen deshalb sogar maximale Vorlauftemperaturen bis 75°C. Also habe ich  beim BAFA einen entsprechenden Änderungsantrag gestellt, der auch relativ schnell bewilligt wurde. 4 Monate später wurde dann meine schöne neue Wärmepumpe geliefert. Sie steht aktuell noch mitten im Keller und wartet auf das Ende der Heizperiode, damit ich sie endlich an Stelle meiner alten Wärmepumpe anschließen kann.

WPE i 08 HK

Und dann kam die bitterböse Überraschung: 

WPE I 08 HK R454C

Ich musste bereits kurz nach Anlieferung meiner neuen, umweltfreundlichen Wärmepumpe lernen, dass man scheinbar mit deutscher Initiative EU-weit "10.000 ewige Chemikalien" verbieten will - und das Kältemittel R454C in meiner nagelneuen Wärmepumpe gehört da offenbar dazu. Es gehört deshalb dazu, weil es womöglich - aber nur im Fall einer Wärmepumpen-Havarie mit Kältemittel-Austritt - unmweltschädliche "PFAS" bildet. Das sind sogenannte  Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Und die stehen jetzt auf der langen Abschussliste unserer grünen Umwelt-Hygieniker. Genaueres lässt sich z. B. in einem 177 Seiten starken Zwischenbericht des Umweltbundesamtes nachlesen, dort insbesondere in der Fußnote auf Seite 75 unten. Das anspruchsvolle Dokument sollten Sie unter diesem Link finden: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/hauswaermepumpen-natuerlichen-kaeltemitteln . Oder Sie googeln nach "umweltbundesamt 82/2022".

Halten wir also fest: Man will es 100 % richtig machen und greift am Ende doch daneben, weil in Berlin und Brüssel offenbar die linke Hand nicht weiß, was die rechte Hand tut. 

Vereinfacht könnte man auch sagen: Habeck ist überall! - Und inzwischen habe ich auch Verständnis für diejenigen, die völlig entnervt jetzt noch schnell ihre alten Öl- oder Gaskessel erneuern lassen, in der trügerischen Hoffnung, dann zumindest die nächsten 30 Jahre Bestandsschutz zu haben.

Es kommt aber noch verrückter: Gerade bei Monoblock-Luft-Wärmepumpen  zur Außenaufstellung ist seit geraumer Zeit  das "natürliche" Kältemittel R290 auf dem Vormarsch. Da hat sich also wirklich etwas zum Besseren geändert. R290 ist ungiftig und hat den unbestrittenen Klima-Vorteil eines GWP-Faktors von 3.  Dass ist rund 700 mal weniger Erderwärmungspotenzial als bei R410A (GWP-Faktor 2088!) und immerhin 50 mal weniger als beim schwer entzündlichen R454C (GWP-Faktor 148).  Zum Vergleich: CO2 hat einen GWP-Faktor von genau 1.  Zur Verdeutlichung: Entweichen 5 kg R410A in die Erdatmosphäre, dann ist das im Hinblick auf den Klimaschutz so, als hätte man 5 x 2088 = 10.440 kg CO2 duch den Auspuff geblasen.

Dumm nur, dass R290 nichts anderes ist als das gute alte Propan - und das ist leicht brennbar und kann mit Luft sogar explosive Gemische bilden. Deshalb auch sein bisher fast ausschließlicher Einsatz bei Monobock-Luft-Wärmepumpen im Außenbereich.

Trotzdem gibt es auch für dieses Problem Lösungen, nämlich Gas-Sensoren, die viele auch aus Wohnwagen und Wohnmobilen kennen.

Vor diesem Hintergrund habe ich mich für meine Kunden auf die Suche nach Sole-Wärmepumpen mit R290 gemacht - und bin nur auf sehr wenige Hersteller gestoßen, die solche Geräte in Deutschland anbieten und zwar ausnahmslos in der Leistungsklasse bis 6 kW - vermutlich, weil bei derart kleinen Wärmpumpen die Menge an benötigtem R290 als unproblematisch gesehen wird. Umso überraschter war ich, als ich beim schweizerischen Hersteller Heim auf eine Sole-Wärmepumpe gestoßen bin, die alle gesuchten Vorzüge samt R290 als zukunftsicheres Kältemittel vereinigt.

Genau genommen handelt es sich um 3 unterschiedlich starke Wärmepumpen  mit Heizleistungen zwischen 2 kW und 30 kW und Vorlauftemperaturen bis 78°C.  Zum Einsatz kommen - je nach Wärmeleistung - zwischen 400 und 900 Gramm R290.  Zum Link: https://www.heim-ag.ch/de/faq-reader/sole-wasser-warmepumpe-heim-ag-swm-pro-r290.html

Aber jetzt kommt der eigentliche Knaller: Diese augenscheinlich genialen Wärmepumpen sind beim BAFA  Stand 5. April 2023  nicht in der Liste der förderfähigen Wärmepumpen enthalten und damit nicht förderfähig! 
Ob's dran liegt, dass die Schweiz kein EU-Mitglied ist ...? Wenn's nicht so traurig wäre, dann müsste man schallend loslachen ...

Zwischenzeitliche Rückfrage beim schweizerischen Hersteller ergab dann die traurige Gewissheit, dass man derzeit keine Zertifizierung beim deutschen BAFA anstrebt, wohl auch weil man gar nicht genügend Kapazitäten hat, um derzeit den deutschen Markt abseits der deutsch-schweizerischen Grenze bedienen zu können.

Damit haben wir - Stand Ende April 2023  -  die Situation, dass es von den namhaften Herstellern  von Sole-Wärmepumpen bei Heizleistungen über 15 kW inzwischen zwar sehr wohl Inverter-Geräte gibt. Diese sind dann aber bislang meist mit dem EU-geächteten R407C oder gar R410A befüllt und schaffen lediglich maximale Vorlauftemperaturen von 65°C.  Wer in diesem Marktsegment eine Inverter-gesteuerte Wärmepumpe mit einem modernen Kältemittel und Vorlauftemperaturen von wenigstens 75°C sucht, der wird sich wohl noch gedulden müssen - oder er muss über eine relativ teure Lösung mit mindestens 2 kleinen, dafür aber wirklich modernen Wärmepumpen nachdenken (Kaskaden-Lösung).

Und was meine eigene, neue WPE-I-08-HK-Wärmepumpe angeht, so werde ich diese natürlich bei nächster Gelegenheit in Betrieb nehmen, denn das enthaltene, schwer entflammbare Kältemittel R454C ist per heute immer noch erlaubt und Leckagen sind bei Sole-Wärmepumpen dank Monoblock-Bauweise ohnehin sehr selten. Außerdem sind bereits Ausnahmeregelungen für Wärmepumpen in Gespräch.