Guten Tag, was kostet denn bei Ihnen eine Wärmepumpe?
Gute Vorbereitung ist wichtig!
Obige Frage ist etwa so, als würde jemand zum Autohändler gehen und fragen: "Guten Tag, was kostet denn bei Ihnen ein Auto?"
Beide Fragen lassen sich sicher kaufmännisch beantworten, aber das hilft nicht wirklich weiter. So müsste ich bei der Wärmepumpe antworten: Irgendwas zwischen 2.000 € und 50.000 €, inklusive Steuern, aber zuzüglich Montagekosten und eventuell zuzüglich Kosten für die Erdwärmesonde oder den Kollektor.
Umsatzorientierten Verkäufern zeigen solche Fragen jedoch sofort: Dieser Endverbraucher ist bestenfalls oberflächlich informiert. Und genau das weist solche Endverbraucher als potenzielle Opfer aus, denn der Verkäufer muss hier weder eine besonders gute Lösung bieten, noch muss er sich beim Preis besonders anstrengen.
Sie tun als "Häuslebauer" also gut daran, sich bereits vor dem Einholen von Angeboten über mögliche technische Lösungen für Ihr Vorhaben zu informieren.
Dabei sollten Sie vor allem bedenken:
- Nur wenn bei Ihrer Anfrage klar ist, was Sie wollen und brauchen, kann der Anbieter auch ein brauchbares Angebot machen
- Nur wenn Sie klare Vorgaben machen, erhalten Sie vergleichbare Angebote
- Nur wenn Sie sich vorher selbst gut informieren, können Sie gute und schlechte Angebote unterscheiden
Deshalb sollten Sie vor dem Einholen von Angeboten zumindest folgende Fragen geklärt haben:
- Sind zusätzlich zur Erneuerung der Heizung Renovierungen oder Ausbauten geplant?
Hintergrund: Wird sich mein bisheriger Energiebedarf ändern? Kann der bisherige Energieverbrauch als Bewertungsmaßstab für die neue Heizung gelten? - Soll die Anlage auch warmes Wasser machen und was kann von der alten Warmwasserversorgung künftig genutzt werden?
Hintergrund: Ein Wärmepumpenangebot ohne Warmwasserversorgung ist natürlich viel günstiger zu kalkulieren. Auch gibt es viele Varianten, wie eine Warmwasserversorgung gebaut werden kann. Wärmepumpen, welche die Warmwasserversorgung übernehmen, sollten zumindest bei mäßigem Frost ca. 65 Grad Vorlauftemperatur erreichen, weil komfortable Wannenbäder sonst der Unterstützung durch einen E-Heizstab bedürfen. Häufig werdensinnvollerweise auch alte Armaturen und Rohre erneuert. Legen Sie daher penibel genau fest, was zusätzlich zum neuen Wasserspeicher sonst noch alles getauscht werden soll und legen Sie auch das Rohrmaterial fest (Kunststoff oder Edelstahl oder notfalls Kupfer). Wichtig sind auch klare Vorgaben hinsichtlich des neuen Warmwasserspeichers, da es hier hinsichtlich der Größe und Funktionsweise viele unterschiedliche Modelle gibt. So empfehle ich meinen Kunden grundsätzlich die in der Anschaffung etwas teureren Frischwasserspeicher. - Wieviel kW Heizleistung braucht mein Gebäude für Wärmeverlust über die Gebäudehülle, Warmwasser und Lüftung?
Hintergrund: Sie wollen sichlicherlich weder eine zu große, teure Wärmepumpe kaufen, noch eine zu kleine, bei der Sie mit Heizstab zuheizen müssen.
Die gesuchte kW-Zahl kann Ihr Energieberater berechnen oder man schätzt die Zahl aufgrund des bisherigen Energieverbrauchs. - Sollen bestimmte Förderprogramme genutzt werden?
Hintergrund: Nicht mit jeder Wärmepumpe erhalten Sie die marktüblichen Förderungen. - Was ist meine Preisvorstellung und was ist mein maximal verfügbares Budget?
Hintergrund: Die beste Lösung nutzt nichts, wenn das Ihren finanziellen Spielraum sprengt. Es nutzt Ihnen aber auch nichts, wenn Sie trotz vorhandener finanzieller Mittel die scheinbar billigste Wärmepumpe kaufen und Sie sich hinterher Jahr für Jahr über exorbitante Stromkosten ärgern. - Liegt der Fokus auf einer günstigen Anschaffung oder soll die Investition langfristig Sinn machen?
Hintergrund: Es ist auch eine Frage der Lebensphilosophie, ob ich mir eher eine umweltschonende Heizung (oder Auto ....) leiste oder nicht.
Ihr Heizungsbauer kann Ihnen also entweder eine billige "Lifestyle-Wärmepumpe" mit großem E-Heizstab anbieten oder aber etwas Ordentliches. - Was für eine Wärmepumpe passt zu meinem Anwendungsfall?
Hintergrund: Nicht alles, was wünschenswert ist, passt in den jeweiligen Heizungskeller und auch Sonden und Kollektoren lassen sich nicht auf jedem Grundstück sinnvoll bauen(s. dazu auch die über 20 Punkte in der Rubrik "Erdwärme contral Luftwärme"). Wichtig ist hier auch der Punkt, ob Sie die benötigte Heizwärme über Heizkörper oder Fußbodenheizung im Hausverteilen. Zu kleine Heizkörper können den sinnvollen Betrieb einer Wärmepumpe unrentabel oder gar unmöglich machen. - Wieviel kW Heizleistung muss die neue Wärmepumpe tatsächlich haben?
Hintergrund: Wenn Ihr Energieberater einen Heizleistungsbedarf z. B. von insgesamt 14 kW berechnet hat, so heißt das noch lange nicht, dass eine 14-kW-Wärmepumpe für Sie die Richtige ist, denn unter Umständen verlangt Ihr künftiger Stromversorger Stromsperrzeiten und die Lieblings-Luftwärmepumpe bringt bei starkem Frost nur 2/3 ihrer eigentlichen Heizleistung. Wenn Sie hier nicht aufpassen, dann deck die Wärmepumpenelektronik solche Versorgungslücken klammheimlich zur Zuschaltung eines E-Heizstabs. - Und Sie wundern sich hinterher über die hohe Stromrechnung - Ist überhaupt genug Strom zum Betrieb meiner Wunschanlage verfügbar?
Hintergrund: Gerade die bei Luftwärmepumpen verbreiteten E-Heizstäbe verbrauchen häufig deutlich mehr Strom als die eigentliche Wärmepumpe. Liegen in der Straße noch alte Stromleitungen, so kann es sein, dass diese gar nicht den zusätzlichen Strombedarf decken können. Aber auch Ihr eigentlicher Hausanschluss kann bereits seine Leistungsgrenze erreicht haben. - Soll die neue Heizung durch zusätzliche Energiequellen wie Photovoltaik, Solarthermie oder wassergeführte Kaminöfen nterstützt werden?
Hintgergrund: Solche Systemeinbindungen müssen rechtzeitig berücksichtigt werden un haben unter Umständen große Auswirkung auf der Kostenseite. - Welche Auflagen gibt es von der Gemeinde (Schallschutz ...), Amt für Wasserrecht (Bohrungen ...), Stromversorger (Sperrzeiten ...)
Da obige Fragen nur von den Wenigsten belastbar beantwortet werden können, empfehle ich
- entweder einen Energieberater mit der Planung zu betrauen
- oder sich an einen wirklich guten Heizungsbauer zu wenden.
Der Energieberater kostet zwar zusätzliches Geld, aber teilweise wird seine Tätigkeit sogar mit öffentlichen Mitteln gefördert und vor allem hat er kaum ein Interesse daran, Ihnen irgendeinen Unfug zu verkaufen, weil er lediglich seine Beratungsleistung verkauft. Manche Förderprogramme setzen sogar die Einbindung eines Energieberaters zwingend voraus, denn im Allgemeinen kann nur er die erforderlichen Unterlagen zum Förderantrag bereit stellen. Vergessen Sie auch nicht, dass im Zuge der Beratungsleistung quasi "nebenbei" ein neuer Energieausweis erstellt werden kann.
Wer jedoch glaubt, obige Fragen durch ein Dutzend eingeholte Angebote klären zu klönnen, der riskiert ein teueres Scheitern.
Prüfung der Angebote
Nehme wir also einmal an, obige Fragen sind verbindlich geklärt und Sie erhalten nun konkret dazu diverse Angebote
Dann sollten Sie selbstverständlich abklären, dass das jeweilige Angebot wirklich auf Ihre oben festgeschriebenen Anforderungen passt.
Schauen Sie nicht nur auf den Endpreis auf der letzten Seite des Angebots, sondern prüfen Sie auch:
Heizleistung
Kann die angebotene Wärmepumpe ohne E-Heizstab die geforderte Heizleistung bei Norm-Auslegungstemperatur erbringen? (hier am Bodensee -12°C).
Ihr Risiko: Gerade Luftwärmepumpen werden gerne so angeboten, dass zusätzlich starke Elektro-Heizstäbe erforderlich sind. Das macht das Angebot scheinbar preiswerter, aber die höheren Betriebskosten (Strom) bleiben 20 - 30 Jahre lang bei Ihnen hängen.
Beachten Sie aber auch : Zu klein gewählte Wärmepumpen benötigen ganz grundsätzlich einen zusätzlichen Wärmeerzeuger (z. B. Heizstab) und verschleißen schneller. Zu groß gewählte Wärmepumpen zeigen ein ausgeprägtes Taktverhalten, was ebenfalls zu erhöhtem Verschleiß führt, ähnlich wie beim Auto im Kurzstreckenverkehr. Erdwärmepumpen sollten immer ohne Heizstab betreibbar sein. Der Heizstab hat hier nur die Funktion der ultimativen Notheizung.
Wärmequelle
Hier werden in den Angeboten gerne die allfälligen Zusatzkosten als unverbindliche Schätzungen geschönt.
- Bei Luftwärmepumpen sind das häufig die Kosten für die Sockelarbeiten der Außeneinheit, sowie für etwaige Pflasterarbeiten
- Bei Erdwärmepumpen werden sehr gerne optimistische Angaben zu den erwarteten Baukosten der Kollektoranlage, bzw. der Sonde gemacht oder die Schätzung beruht auf viel zu kleinen Kollektoren oder zu kleinen Sonden
- Bei Grundwasserwärmepumpen gilt Sinngleiches für die Errichtung einer Brunnenanlage
Ihr Risiko: Allzu optimistische Schätzungen können später teurer werden. Unterschreiben Sie erst, wenn die Kosten für das Gesamtpaket hinreichend genau feststehen!
Vorlauftemperatur
Handelsübliche Wärmepumpen mit zeitgemäßer Technik können ohne E-Heizstab Vorlauftemperaturen (also Abgabetemperaturen) bis ca. 65°C zur Verfügung stelllen, auch bei Frost. Ich selbst rate von Geräten ab, die bei "Schönwetter" nur 55°C Vorlauftemperatur schaffen .
Ihr Risiko: Die preiswerteren 55-Grad-Wärmepumpen taugen weder für die Badewannennutzung noch für den Betrieb mit Heizkörpern und benötigen die kostspielige Hilfe von E-Heizstäben.
Jahresarbeitszahl
Das Angebot sollte eine verbindliche Jahresarbeitszahl (JAZ) nach gültiger VDI-Norm Nr. 4650 beinhalten, damit Sie es leichter vergleichbar ist. Die Berechnung sollte erkennen lassen, mit welchen Grundannahmen die Berechnung erfolgt ist, z. B. 55°C maximale Vorlauftemperatur für Heizkörper, 35 °C maximal Vorlauftemperatur für Fußbodenheizung. Diese Grundannahmen müssen natürlich zu Ihrem Anwendungsfall passen. Notfalls können Sie selbst den JAZ-Rechner beim Bundesverband Wärmepumpe mit Ihren Daten "füttern" und so die Angebote leichter vergleichen.
Ihr Risiko: Stellt sich später heraus, dass die JAZ Ihrer neuen Heizung zu niedrig ist, könnten Ihnen bereits fest eingeplante Fördermittel verloren gehen.
BAFA-Liste der förderfähigen Wärmepumpen
Ist die angebotene Wärmepumpe in der BAFA-Liste enthalten und damit überhaupt förderfähig? Beachten Sie, dass die BAFA-Liste eine vorzügliche und kostenlose Möglichkeit bietet, die COPs (Energieeffizienz) der Ihnen angebotenen Wärmepumpen zu vergleichen.
Ihr Risiko: Kaufen Sie eine nicht BAFA-förderfähige Wärmepumpe, so erhalten Sie auch keine Förderung.
Verrohrung
Zwischen einer Verrohrung in Kupferausführung und einer aus C-Stahl liegt ein ganz erheblicher Kostenunterschied. Dies wird spätestens dann ein Thema, wenn bei Ihnen bereits Kupferrohr verbaut wurde und Sie nun eine Mischinstallation vermeiden wollen. Klären Sie also möglichst schon vor der Anfrage, welches Rohrmaterial angeboten werden soll.
Nicht zu vernachlässigen sind auch die richtig dimensionierten Rohre, gerade bei teuren Werkstoffen wie Kupfer oder Edelstahl. Auch hier müssen Sie darauf achten, dass Sie z.B. eine 1-Zoll-Verrohrung nicht einfach so mit einer höherwertigen 6/4-Zoll-Verrohrung vergleichen.
Ihr Risiko: Sie entscheiden sich unter Umständen für ein vermeintlich günstiges Angebot und haben dafür die nächsten 30 Jahre Pfeiffgeräusche in der zu dünnen Rohrleitung, sowie höhere Stromkosten für die Umwälzpumpen. Im schlimmsten Fall kann sogar die Effizienz der Wärmepumpe leiden oder in den Speichern wird die Temperaturschichtung permanent zerstört.
Warmwasserversorgung
Was das Thema viele Facetten hat, sollten Sie hier ganz genau prüfen, ob sich alle Ihre Vorgaben im Angebot wiederfinden.
Prüfen Sie insbesondere, ob der richtige Speicher und alle geforderten Armaturen im Angebot enthalten sind, z. B. "alle Armaturen nach DVGW ab Hauswasserzähler" .
Ihr Risiko: Hier schlummern ganz erhebliche Zusatzkosten
Werkskundendienst
Moderne, hocheffiziente Wärmepumpen sind inzwischen vollgestopft mit komplizierter Regelelektronik.
Akzeptieren Sie deshalb nur Angebote von Herstellern, die dauerhaft und flächendeckend einen funktionierenden Werkskundendienst betreiben.
Aus meiner Sicht kommen hier nur die Marken namhafter Hersteller in Frage.
Ihr Risiko: Ein Werkskundendienst, der z. B. 400 km weit von Frankfurt nach Konstanz anreisen muss, der ist schlichtweg zu teuer. Ein nicht existenter Werkskundendienst kann sogar dazu führen, dass Ihre Wärmepumpe im Fehlerfall nicht reparabel ist. Eine supergünstige Wärmepumpe aus dem Internet kann hier sehr schnell sehr teuer werden!
Kostenvollständigkeit (sonstige)
Achten Sie darauf, dass in dem Angebot möglichst ALLE Kosten für eine vollständige Inbetriebnahme bishin zur Abnahme durch den Werkskundendienst enthalten sind.
Natürlich wird Ihr Heizungsbauer nicht verbindlich sagen können, was die Restauration Ihrer Außenanlagen durch den Gärtner kostet.
Es sollte aber Klarheit dahingehend herrschen, dass zumindest an alle Kostenbereiche gedacht wurde.
"Gerne vergessen" wird folgendes:
- Rückbauarbeiten, insbesondere Rückbau der alten Tankanlage und Entsorgung von Ölschlamm
- Umbauarbeiten an der alten Heizung, soweit erforderlich
- Kosten für die Wärmequelle (s. oben)
- Einbringungskosten
- Elektroarbeiten, insbesondere für die Arbeiten am Hausanschluss, zusätzliche Verteilerschränke oder Kosten für Unterzähler
- Sanitärarbeiten im Zuge der modernisierten Warmwasserversorgung (s. oben)
- Isolierarbeiten, insbesondere Isolierung von Armaturen
- Sockel unter der Wärmepumpe (Schutz gegen Wasser im Keller)
- Isoliersockel unter den Wasserspeichern/Puffern
- Entsorgungskosten
- Demineralisierung des Heizwassers
- Hydraulische Trennungen oder Korrosionsinhibitoren bei bestimmten Fußbodenheizungen
- Fernwartungsanschluss (Internet)
- Einbindung PV- und Solaranlagen
- Entkalkungsanlage
- Wärmemengenzähler
- Wasserzähler
- Kernbohrungen (Wände, Decken ....) oder Beton-Sägearbeiten allgemein
- Unterstützung durch den Heizungsbauer durch Bereitstellung der erforderlichen Unterlagen für BAFA, KFW & Co.
- Notversorgung Warmwasser während der Bauzeit
Ihr Risiko: Vergessene Dinge kosten nicht nur Geld. Unter Umständen muss frisch Installiertes wieder demontiert werden, um die gewünsche Funktionalität nachträglich herzustellen.