Feuchte Wände - was tun?
Was kann man tun, wenn man keine automatische Lüftungsanlage hat
und Verdacht auf feuchte Wände besteht?
Hier meine 10 Tipps:
Tipp Nr. 1: Schaffen Sie sich ein Hygrometer an!
Damit können Sie die Feuchtigkeit in der Luft recht genau messen - sofern sie auf ein einigermaßen gutes Gerät achten.
Mein getesteter Favorit ist hier das TFA-Hygrometer mit der EAN 4016139081069. Es ist für rund 20 € z. B. bei voelkner.de erhältlich. Nach eigener Erfahrung liefert es recht verlässliche Messwerte und warnt, sofern Sie es im Winter geschafft haben, Ihre Raumluft auf über 65 % zu überfeuchten:
Tipp Nr. 2: Lüften Sie so, dass die Feuchte im Winter möglichst wenig über 50 % liegt.
Hintergrund: Mit jedem bisschen Mehr an Feuchte steigt auch das Risiko einer durchfeuchteten Wand - und auch die Hausstaubmilben freuen sich.
Bedenken Sie, dass mit einer Lüftungsanlage im Winter 40 % Raumfeuchte machbar sind. In klassischen "Mief-Wohnungen" haben wir i
m Allgemeinen 70 % und mehr.
Glauben Sie mir nicht ..? Dann habe hier ein kleines Beispiel für Freunde für Physikaufgaben:
Sie haben z. B. ihr Wohnzimmer auf 21°C geheizt. Sie haben vermeintlich gut gelüftet. Die relative Luftfeuchte betrage 50 % (gemessen am Hygrometer). Absolut in Gramm bedeutet das: Ein Kubikmeter Ihrer Wohnzimmerluft hat ca. 9,16 Gramm Wasser aufgenommen. Nun lassen Sie diese Luft auf eine neun Grad kalte Wandoberfläche treffen. Das ist ein Wert, der z. B. in typischen 60er-Jahre-Häusern im Winter häufig an den Zimmerecken zur Hausausenseite erreicht wird. Was passiert dort? Nun, die Luft kühlt an der kalten Wandoberfläche auf ca. 9 Grad ab und kann dann nur noch eine Feuchtemenge “halten”, die ca. 8,8 Gramm pro Kubikmeter Luft entspricht. Da die Luft aber mehr Feuchtigkeit “geladen” hat, bildet sich Tauwasser. Der Fachmann spricht dabei von einer Unterschreitung des sogenannten “Taupunktes”. Das ist der gleiche Effekt, den Brillenträger an kalten Tagen auf ihren beschlagenen Brillen beobachten, nachdem sie eine zu feuchte Wohnung betreten haben.
Zum Vergleich: Mit nur 40 % relativer Luftfeuchte im Zimmer erreichen Sie den Taupunkt erst bei etwa 7°C. Merke also: Bei feuchten Wänden runter mit der Luftfeuchte! - Und das bedeutet: Lüften!
Tipp Nr. 3: Verzichten Sie auf "Luftbefeuchter!
Das sind die netten kleinen Gefäße, die man mit Wasser einfüllt an die Radiatoren hängt, damit die böse, trockene Heizungsluft wieder feuchter und damit “besser” wird. Ganz nebenbei sind das häufig Brutstätten für allerlei Bakterien, die man sich besser nicht in der Wohnung wünscht und auch die Hausstaubmilben sind in der Regel sehr dankbar für derlei Biotopverbesserungen. Also besser darauf verzichten!
Tipp Nr. 4: Lüften sie konsequent nach dem Baden und/oder Duschen!
Ziehen Sie idealerweise die Fliesen in Ihrer Dusche oder auch das Glas Ihrer Duschkabine mit einem Fensterwischer (“Gummilippe”) ab. Wenn es geht, ziehen Sie damit auch das Wasser aus der (Dusch-) Wanne in den Abfluss ab. Insgesamt hilft das auch ganz nebenbei gegen Kalkflecken und gammelige Silikonfugen.
Tipp Nr. 5: Lüften Sie konsequent auch beim Kochen!
Benutzen Sie, wenn möglich, eine Dunstabzugshaube, die nach draußen abbläst. Vermeiden Sie unnötige Wasserdampfbildung beim Kochen und verwenden Sie nach Möglichkeit einen Deckel. Bei normalem Luftdruck wird Wasser nicht heißer als 100°C - aber unnötige Energiezufuhr führt dazu, dass die Luft feuchter wird.
Tipp Nr. 6: Vorsicht bei Wind!
Drücken die Windverhältnisse die Schwaden mit der feuchten Luft aus Küche und Bad am Ende nur in ein anderes, möglicherweise sogar unbeheiztes Zimmer? Generell sollten Sie darauf achten, dass feuchte Luft möglichst auf dem direkten Weg nach draußen gelangt. Unter Umständen hilft auch schon, die Zimmertüren zu den schimmelgefährdeten Räumen zu schließen und Fenster temporär an anderer Stelle zu öffnen.
Tipp Nr. 7: Zimmer nicht auskühlen lasssen!
Achten Sie darauf, dass einzelne Räume in Ihrer Wohnung nicht zu sehr auskühlen. Die Wände in diesen Räumen sind dann im Winter besonders kalt und bieten der relativ feuchten Raumluft gute Gelegenheit, Wasser durch Kondensation “abzuladen”.
Tipp Nr. 8: Stellen Sie gefährdete Wände und insbesondere Ecken nicht mit Möbeln zu!
Das behindert die Wärmezufuhr über die beheizte Raumluft und die so abgedeckten Wandflächen können überdurchschnittlich auskühlen. Wandecken zur Außenseite sind dabei besonders stark gefährdet, weil hier relativ viel Außenfläche relativ wenig Wandfläche raumseitig gegenüber steht, um für Wärmenachschub zu sorgen. Dies sind dann die Stellen, an denen feuchte Raumluft gerne als erstes kondensiert. Stellen Sie Schränke vor gefährdeten Außenwänden so auf, das zwischen Schrank und Wand "einige" Zentimeter Abstand verbleiben, damit eine Luftzirkkulation hinter dem Schank gewährleistet bleibt.
Das Problem ist dabei nicht auf Schränke beschränkt. Mitunter werden Außenwände auch mit Bücherbergen "zugemauert" und auch Holzvertäfelung ohne fachmännisch montierte Dampfsperre können auf Dauer zu Feuchteschäden führen.
Tipp Nr. 9: Schleudern und trocknen Sie richtig!
Das Trocken von Wäsche über der Badewanne oder auf der klappbaren Wäschetrocknern in der Wohnung ist häufig die Ursache für Feuchteschäden. Nutzen Sie also möglichst einen Wäschetrockner. Falls der einen Abluftschlauch hat, dann sollte der natürlich auch ordentlich angeschlossen und vor allem dicht sein. Und ganz generell sollten Sie auch darauf achten, Ihre Wäsche möglichst gut zu schleudern. Dann ist vorn vorneherein weniger Feuchte in der zu trocknenden Wäsche und der Wäschetrockner braucht dann auch nicht so viel elektrische Energie. Wo vorhanden, sollten sie einen gut belüfteten Trockenraum, z. B. im Keller nutzen.
Tipp Nr. 10: Aquarien möglichst abdecken!
Haben Sie ein Aquarium? Vielleicht sogar ein ganz großes? Auch das kann die Quelle von zuviel Feuchte sein. Eine Abdeckplatte (Glas o. ä.) kann helfen.
Und wenn alles nichts hilft? - Dann sollten Sie einen fachkundigen Experten vor Ort zu Rate ziehen. Dieser kann die baulichen Gegebenheiten beurteilen und gegebenenfalls eine Langzeitmessung Ihrer Raumfeuchte über mehrere Tage vornehmen. Als Ergebnis erhält man Grafiken, ähnlich einem EKG. Der Fachmann kann daraus sehr schnell erkennen, ob die vorgenommenen Fensterlüftungen wirklich auch objektiv ausreichend waren oder nicht. Wer sich technisch ein wenig auskennt, der kann im Fachhandel einen solchen USB-Datenlogger kaufen und die abgeschlossenen Messungen danach am eigenen PC auswerten.Die Loggersehen üblicherweise so aus:
Ein bezahlbares Gerät, welches Feuchte und Temperatur gleichzeitig protokolliert ist z. B. das Lascar EL-USB-2 für derzeit rund 74 € bei voelkner.de .