20.000 Betriebsstunden für LED-Leuchtmittel? Schön wäre es!
Die letzte Lieferung von LED-Lampen hatte gerade mal nach 9 Monaten ihren Dienst in unserer Esstisch-Beleuchtung quittiiert. Die Betriebsdauer lag damit ganz sicher unterhalb von 2.000 Betriebsstunden, also weniger als ein Zehntel von dem, was technisch möglich wäre.
Hier meine Sammlung kaputter Import-LEDs nur aus den letzten 3 Monaten, die ich in einer Box für den Wertstoffhof sammele:
Reinfall Nr. 1:
Nach so vielen Ausfällen - vermutlich alle wegen nicht hinreichender Wärmefestigkeit - kam dieses Angebot gerade recht:
10 Stück E14-LED-Lampen, Filamentausführung, jeweils fulminante 8 Watt stark, für zusammen 25,57 € inklusive Fracht.
Und ja, ich gebe zu: Ich bin darauf reingefallen!
(Anmerkung: Filamentausführung = langer, fadenförmiger Leuchtkörper, wie im obigen Bild links unten zu sehen)
Die Lieferung kam erstaunlich schnell, aber schon beim Auspacken fiel mir auf:
Die versprochenen 8 Watt waren nur in Form von 2 verschiedenen Aufklebern auf der ansonsten neutralen Verpackung erkenntlich:
Man beachte dabei auch das kleine "CE"-Logo ganz links unten im Bild ... Eieiei ....
Hier nochmal das Label mit dem Strichcode vergrößert: Es heißt zweifelsfrei "8 W", also 8 Watt.
Auf den Lampen selbst war kein Hinweis auf deren Wattage oder Leuchtstärke erkennbar.
Und sofort beim ersten Test stellte ich fest: Das ist aber ein schwaches Licht!
Messung mit dem Wattmeter ergab - passend zur Leuchtstärke - Wattzahlen zwischen 2,3 und 1,8 Watt - also im Durchschnitt ein Viertel der gekauften Leistung.
Kurzum: Anstatt der gekauften, hochwertigen 8-Watt-Hochleistungs-LED-Lampen hatte ich nun 10 Billig-Funzeln vor mir liegen, die ihr Geld nicht wert waren.
Weil das Ganze so ungeheuerlich ist, habe ich daraufhin zur Sicherheit auch mein Wattmeter geprüft, aber das gute Stück ist vollkommen in Ordnung.
Deshalb gab's dann auch meinerseits sofort eine schlechte Bewertung des Verkäufers mit Hinweis auf die 8-Watt-"Schummelei". Die ursprüngliche vorgesehene Nutzung der Vokabel "Betrug" wurde übrigens von dem Eingabefilter der Bewertungsplattform abgelehnt. Wie war das doch gleich nochmal mit unserem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung ...?
Egal. Auch ohne die Vokabel "Betrug" kam nun Leben in den Vorgang. Der fernöstliche Versender war erkennbar um seine Reputation besorgt. Er entschuldigte den Fall damit, dass sich noch niemand - außer mir - über zu geringe Wattagen seiner "Edison Bulbs" beschwert habe. Er sei überdies nur ein kleiner Händler und elektrotechnische Tests seiner Waren würden seine Möglichkeiten sprengen. Immerhin: Nach einigen Tagen erstattete er mir den vollen Kaufbetrag zurück und ich stornierte daraufhin meine negative Bewertung. Neuer Bewertungstext war nun "Good customer service!". Zumindest das entsprach den Tatsachen.
Reinfall Nr. 2:
Da nach dem obigen Reinfall nach wie vor Bedarf an hochwertigen LEDs herrschte, bestellte ich diesmal bei einem "deutschen" Distributor. Artikelstandort irgendwo im Ruhrgebiet ....
Mit der Erfahrung aus Reinfall Nr. 1 orderte ich diesmal nur 8 LED-Lampen und zwar mit nur jeweils 6,0 Watt Leistung. Preis diesmal: 19,99 €.
Heute war nun Lieferung.
Natürlich habe ich die LED-Lampen gleich ausprobiert, aber die Lichtausbeute war mager. Deshalb überprüfte ich sofort die Wattzahl - und tatarata:
Chronische Optimisten könnten nun sagen: Na, das ist doch schon mal fast doppelt soviel wie vorher! Stimmt. Aber hilft wenig. Gekauft habe ich hochwertige 6-Watt-LED-Lampen, aber geliefert wurden wieder einmal billige Fake-LEDs, die nicht einmal die 4-Watt-Leistungsgrenze erreichen.
Wie bei Reinfall Nr. 1, so sind die Lampenkörper auch diesmal nicht produktionsseitig in irgendeiner Weise gekennzeichnet. Die vorgegaukelte Wattage kann lediglich den manuell mit Filzstift beschrifteten Kartons spekulativ entnommen werden:
Beim Verpacken der Lampen ist somit der Manipulation Tür und Tor geöffnet. Alles, was es braucht, das sind minderwertige Billig-LED-Lampen, Blanko-Kartons und ein Filzstift - oder selbstgedruckte Etiketten wie beim Reinfall Nr. 1. Das Wertschöpfungspotenzial für Fälscher ist jedenfalls enorm.
Ich habe nun also wieder einmal eine negative Lieferantenbewertung abgegeben und bei der Handelsplattform ein neues Rückgabeverfahren eingeleitet.
Ein Tag später, Sonntagmorgen, finde ich folgende Nachricht in meinem Postfach:
Hallo, Entschuldigung für das Problem: Das Lumen für 6W beträgt 600 Lumen. Für das Problem werden wir so schnell wie möglich unseren Lieferanten widerspiegeln, wir werden es immer besser machen. Um unsere Entschuldigung zu zeigen, wie wäre es mit einer Rückerstattung von 5 € an Sie, mein Freund? Entschuldigung für die verursachten Unannehmlichkeiten. Schöne Grüße *****
Irgendwie putzig, nicht wahr?
Ich habe daraufhin der netten Absenderin dieser Nachricht höflich erklärt, dass ich auf einer Rückerstattung des Kaufpreises bestehe, weil die gelieferten und bezahlten Billig-Funzeln eben nicht dem entsprechen, was im Angebot versprochen war. Man möge sich das doch bitte mal vom Firmenanwalt erklären lassen.
Und wieder einen Tag später, am Montagmorgen, finde ich immerhin diese Nachricht in meiner Mailbox:
Hallo, Entschuldigung für all die Probleme. Unsere finanzielle Person erstattet Ihnen heute die volle Rückerstattung. Sie können Ihr Konto morgen überprüfen. Wenn Sie die Erstattung nicht innerhalb von 3 Tagen erhalten haben, senden Sie uns bitte zuerst eine E-Mail. Jede weitere frage, pls frei in kontakt mit uns. Wir entschuldigen uns für alle Unannehmlichkeiten. Vielen Dank. Schöne Grüße.
Positiv: Der Verkäufer sieht den Fehler ein und ich bekomme nun mein Geld zurück.
Und da ich inzwischen auch nicht mehr erwarte, überhaupt irgendwelche hochwertigen LEDs auf derartigen Kanälen kaufen zu können, habe ich jetzt neue LED-Lampen vom Markenhersteller Osram in der Effizienzklasse A++ bei meinen langjährigen Lieferant Voelkner für 6,20 € /Stück gekauft ( https://www.voelkner.de/products/1178184/OSRAM-LED-EEK-A-A-E-E14-Kerzenform-6W-60W-Warmweiss-x-L-35mm-x-118mm-Filament-1St..html ). Die neuen LED-Lampen sind zwar doppelt so teuer wie die vermeintlich günstigen Fernost-LEDs, aber die technischen Daten versprechen einen hervorragenden Lichtstrom von 806 Lumen und angeblich sollen die LED-Lampen 15 Jahre halten. Mindestens aber profitiere ich nun von der gesetzlichen 2-jährigen Gewährleistung.
Die Lösung
Inzwischen wurden die bestellten 6-Watt-Osram-LED-Lampen geliefert und sind seit 1 Woche in Betrieb. Offizielle Bezeichnung: LED STAR CLASSIC B 60 (Link siehe oben).
Das Licht ist phänomenal hell und subjektiv mindestens so hell wie das Licht meiner schon etwas betagten 14-Watt-Leuchtstoff-Energiesparlampen.
Falls Sie sich nun auch dafür interessieren: Die LED-Lampen sind mit 118 mm Gesamtlänge ca. 2 cm größer (länger) als konventionelle Lampen in Kerzenbauform. Sofern aus nächster Nähe direkter Blickkontakt auf den Glasteil der LED-Lampe besteht (nicht abgedeckt durch einen Lampenschirm/Diffusor), so empfehle ich wegen der hohen Leuchtstärke die Milchglas-Variante anstelle der Klarglas-Variante. Damit kann einer Blendwirkung entgegen gewirkt werden - so wie schon "damals" bei den alten Glühlampen. Und wie gesagt: Diese LED-Lampen sind wirklich hell ....
Und damit damit hat sich wieder einmal bestätigt: Gute Ware hat ihren Preis - und ist am Ende mitunter sogar günstiger als vermeintliche Billigware.
Ach ja - traurig - fast hätte ich es vergessen: Auf der Verpackung der neuen, tollen Osram-Lampen steht vorne und hinten drauf: Made in China. Das sollte uns zu denken geben.